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Was ist das Problem mit den Masken?

Karina, eine Frau mit schwarzem Mundschutz steht auf einem Hügel mit Aussicht auf die San Francisco Bay. Sie trägt ein T-Shirt, eine Sonnenbrille und eine Türkise Baseball Cap.

Von Karina Sturm.

In den letzten Wochen hat sich die Stimmung in Bezug auf COVID-19 deutlich verändert. Während anfangs die Angst vor einer Infektion im Vordergrund stand, haben die Menschen heute genug von der Isolation und daher COVID für beendet erklärt, obwohl eher das Gegenteil der Fall ist. Immer weniger Menschen tragen Masken. Wie sich das für chronisch Kranke anfühlt, will ich in diesem Blogpost erklären. 

Als Risikogruppe zwangsisoliert.

Ich lebe in San Francisco, einer Stadt, die im Vergleich zum Rest der USA recht schnell und kompetent auf die erste COVID-Welle reagiert hat. Doch auch hier beginnen wir langsam wieder die Geschäfte zu öffnen und seither steigen auch die Infektionszahlen weiter an. Für mich hat sich nichts verändert. Ich bin nach wie vor isoliert und gehe nur für essentielle Dinge oder kurze Spaziergänge in meiner ruhigen Nachbarschaft aus dem Haus. Doch für den Großteil der Bevölkerung – der gesunden, Nicht-Risikogruppe – geht das Leben langsam zu so etwas wie einem Normalzustand zurück, was für Leute wie mich zu größeren Ängsten führt, als noch am Anfang der Pandemie. Warum?

Viele Menschen nehmen die Maskenpflicht nicht ernst. 

In San Francisco besteht derzeit eine Maskenpflicht. Das heißt wann immer man aus dem Haus geht, muss man eine Maske tragen, sobald man in einem 30-Fuß-Radius einer anderen Person ist – also praktisch immer. Das interessiert nur viele nicht. Es ist fast so, als ob die Leute glauben, COVID-19 sei verschwunden, nur weil die Stadt beschlossen hat, die Geschäfte zu öffnen, obwohl das Gegenteil der Fall ist. 

Kein Ende der Isolation in Sicht für chronisch Kranke.

Während für viele Menschen die Isolation endete, war das für mich oder die meisten meiner Freunde mit chronischen Krankheiten und Behinderungen nicht der Fall. Wir sind dazu gezwungen zu Hause zu bleiben, bis es entweder eine wirksame Behandlung oder einen Impfstoff für dieses Virus gibt. Nichts hat sich für uns geändert, außer die Tatsache, dass wir mit gesteigerter Angst leben müssen, weil die Menschen um uns herum sich immer verantwortungsloser benehmen, was uns einem größeren Risiko aussetzt und ironischerweise auch für die ganze Gesellschaft die Pandemie verschlimmert. 

Die Hälfte trägt keine Masken.

Als ich gestern spazieren war, stellte ich geschockt fest, dass fast die Hälfte der Menschen, die ich unterwegs getroffen hatte, keine Maske trugen. Es war warm draußen und unter der Maske schwitzt man. Eine kleine Unannehmlichkeit, die mich wenig stört. Tatsächlich sind die meisten chronisch kranken Menschen an solche Dinge gewöhnt. Sie würden nicht einmal anfangen sich über ein derartig kleines Problem zu beschweren. Viele von uns haben außerdem schon weit vor der Pandemie Masken getragen, um uns vor alltäglichen Viren, Allergenen oder Gerüchen zu schützen. 

Masken sind keine Einschränkung der Freiheit!

Ich bin es leid zu hören, dass das Tragen einer Maske irgendwie gegen die Rechte oder die Freiheit eines Menschen verstößt. Es wird hier doch keiner gezwungen etwas zu tun, was ihm schadet. Ganz im Gegenteil. Eine Maske zu tragen, schützt uns alle – auch die ignorante Person, die meint dagegen protestieren zu müssen. Masken sind nicht nur hilfreich für die ‘verwundbare’ Population, die Menschen mit Vorerkrankungen für die COVID-19 tödlich verlaufen könnte. Sie schützen uns alle. Auch Menschen ohne bestehende Erkrankungen können schwere Verläufe und Komplikationen entwickeln. Und warum wird alles immer nur daran gemessen, wie viele Menschen sterben? Was ist mit den Menschen, die knapp überleben, aber mit einer geschädigten Lunge leben müssen? Was ist mit all denen, die als Konsequenz einer Infektion, CFS/ME entwickeln? Was ist mit all denen, die milde Verläufe haben und plötzlich Schlaganfälle erleiden? All diese Folgen sind möglich und derzeit weiß niemand, wie viele weitere langfristigen Schäden eine Infektion mit COVID-19 nach sich zieht. Warum würde man so etwas riskieren wollen, wenn das einfache Tragen eines Fetzen Stoffs im Gesicht derartiges vermeiden kann? 

Ich fühle mich persönlich angegriffen.

Es macht mich zutiefst traurig, dass so viele Menschen in meinem Umfeld nicht verstehen, wie wichtig es ist, Masken zu tragen und Abstand zu anderen zu halten – selbst wenn es keine Vorschrift ist. Und ich fühle mich  persönlich angegriffen, wenn mir jemand sagt, dass das Maskentragen eine freie Entscheidung sein sollte, die jeder Mensch für sich selbst trifft. Leider ist dem nicht so. Denn wenn die Entscheidung des Einzelnen die ganze Bevölkerung negativ beeinflusst, dann geht es eben um mehr als nur um sich selbst. Es geht um die Gesundheit und das Wohlbefinden aller. Egal wie sehr ich mich daran halte beim Spaziergehen eine Maske zu tragen, wenn mich dann zwei Jogger ohne Maske anrempeln und mir verschwitzt ins Gesicht prusten, dann bringt mir meine Disziplin auch nicht viel. Wir müssen alle an einem Strang ziehen. 

Ist es denn wirklich zu viel verlangt?

Für ein paar Wochen zuhause auf dem Sofa zu sitzen und Netflix zu schauen, war für viele unserer Mitmenschen schon zu viel verlangt. Natürlich ist Isolation schwierig; ich habe genau wie alle anderen damit gekämpft, meine Familie und Freund nicht sehen zu können. Aber es gab eben auch schon schwierigere Zeiten in meinem Leben. Als ich 2010 akut krank wurde, verging fast ein Jahr, in dem ich kaum jemanden außerhalb meiner Familie oder meiner Ärzte zu sehen bekam. Ich war kaum in der Lage jeden Morgen aufzustehen. Nie hätte ich damals all die Dinge tun können, mit denen ich mich während meiner gegenwärtigen Selbstisolation bei Laune halte. Damals konnte ich weder an Artikeln schreiben, noch draußen in der Sonne spazieren gehen oder meine Freunde über Zoom anrufen. Monate verbrachte ich in meinem Bett oder auf meiner Couch, zu krank, um überhaupt ein Buch zu lesen oder Freunde anzurufen. Im Vergleich dazu sieht diese Pandemie also viel besser aus. Für mich ist es ein Privileg, eine Maske tragen zu dürfen, denn diese ermöglicht es mir, mich an der frischen Luft bewegen zu können.

Die Abhängigkeit von allen anderen Menschen. 

Die für mich größte Herausforderung gerade ist die Abhängigkeit von den Menschen um mich herum. Zu wissen, dass mein Wohlbefinden, meine Situation, vom Verständnis und vom verantwortungsbewussten Verhalten der Nicht-Risikogruppe abhängt, bereitet mir Bauchschmerzen. Im Moment habe ich das Gefühl, dass die Ignoranz und irgendwo auch der Egoismus – dabei denke ich an Kommentare wie: ’Die verwundbare Population muss dann halt eingesperrt bleiben, damit wir alle wieder zum Normalzustand übergehen können’ – vieler Menschen dazu führt, dass wir chronisch Kranken nur noch länger in Isolation verharren müssen und einem stetig wachsendem Risiko ausgesetzt sind. Würde jeder seinen Beitrag leisten und eine Maske tragen, könnten wir den Virus viel schneller unter Kontrolle haben und davon würden alle profitieren: die Risikogruppe und ebenso alle Gesunden. Was für mich logisch und einfach erscheint, scheint jedoch für viele Menschen eine unerfüllbar große Bitte zu sein, wegen eines 20 x 15 cm großen Stoffstücks im Gesicht…

Mit diesem Blogpost möchte ich alle dazu auffordern eine Maske zu tragen.  Nicht nur für die Risikogruppe, sondern genauso zum Selbstschutz, und als Zeichen von Respekt vor all den Menschen, die in Krankenhäusern um ihr Leben kämpfen, vor dem medizinischen Personal, das sich um diese Menschen kümmert, und vor all den Arbeitern, die während eines der angsteinflößendsten Events unserer Zeit immer für uns da waren. 

(Nachtrag: Dieser Beitrag richtet sich natürlich nicht an die Menschen, die aus medizinischen Gründen keine Masken tragen können. Ich spreche nur den Teil der Bevölkerung an, der sich bewusst dafür entscheidet, keine Maske zu tragen und damit sich selbst und uns alle gefährdet.)


6 Kommentare
  1. Alexandra sagte:

    Hey Karina, genialer Blogbeitrag. Die Ignoranz und der Egoismus nimmt auch in Deutschland ungehemmt zu. Ich habe es genutzt um in Feng-Shui- Manier meinen Freundeskreis aufzuräumen. Covid-19 als Chance ignorante Egoisten aus meinem Leben zu verbannen.
    „Dieser Beitrag richtet sich natürlich nicht an die Menschen, die aus medizinischen Gründen keine Masken tragen können.“ Dieser Satz macht nur teilweise Sinn, denn eine Kollegin, die hochgradige Asthmatikerin ist, trägt selbstverständlich ihre Maske. Und eine „Freundin“ kann keine Maske tragen, weil es kratzt, sie möchte chronisch Kranke wegsperren.
    Uuuunglaublich!!!!

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    • karinabutterfly sagte:

      Hallo Alexandra,

      Danke dir für diese Worte. Auch ich habe in meinem Freundeskreis etwas aufgeräumt. Diese Pandemie hat in vielen Menschen das Schlechteste hervorgebracht. Der Satz mit den medizinischen Gründen macht schon Sinn. Es gibt ganz viele Menschen mit Behinderungen, die keine Maske tragen können, z. B. manche Autisten, manche Menschen mit Lernschwierigkeiten usw. Ich wollte nur klar stellen, dass ich eher die Leute meine, die die Maske nicht mögen, weil sie kratzt ;)

      Gruß,

      Karina

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  2. Dagmar sagte:

    Hallo Karina,
    mich macht es wütend und traurig und auch etwas ängstlich, wenn ich sehe und höre wie dumm und ignorant leider so viele Menschen sind.
    Meine Meinung zur Maske ist, daß ich sie gerne trage.
    Sollte sich nach der Pandemie herausstellen, daß sie unnütz war – was soll´s
    Wenn sich der Nutzen aber nachweisen lässt und ich aus Faulheit oder Bequemlichkeit andere Menschen angesteckt hätte und evtl. sogar jemand gestorben wäre nur weil ich keine Maske tragen will – ein absolut grauenvoller Gedanke.
    Bin auch am Ausmisten meiner Kontakte in den sozialen Medien und ansonsten am argumentieren und erklären und erklären, erklären………
    LG
    Dagmar

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    • karinabutterfly sagte:

      Hallo liebe Dagmar. Das sehe ich ganz genauso wie du. Der Nutzen von Masken ist glaube ich mittlerweile doch schon recht klar bestätigt und wie du sagst, es ist so eine kleine, einfache Maßnahme. Ich mag meine Maske mittlerweile echt ganz gern. Keiner sieht, wenn ich Grimassen ziehe oder leise zu meiner Musik singe. :) Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen einfach nicht gewöhnt sind ihr Leben etwas anzupassen für alle Mitmenschen. Da ist ein Stück Stoff schon zu viel. Ich glaube als chronisch Kranke ist das einfacher zu verstehen, da wir uns ohnehin ständig an andere anpassen müssen, um im Alltag zurecht zu kommen.

      Gruß,

      Karina

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  3. Krista Haldenwang sagte:

    Es tut mir leid, wenn sie wirklich so krank sind wie sie behaupten und gleichzeitig so Pharma gläubig. Ich war Zeit meines Lebens krank, fast 50 Jahre und erst als ich angefangen habe Ärzte zu meiden und alternativ zu behandeln habe ich erste Erfolge verzeichnet. Jetzt würde ich mich als fast gesund bezeichnen und das konnte ich bisher noch nie. Sie tun mir leid. Es gibt so viele Menschen die genauso krank sind wie ich und sich weiter mit Müll behandeln lassen. Es macht mich wahnsinnig traurig. Besonders wenn Kinder so behandelt werden. Ich wurde als Kind so behandelt und habe furchbar gelitten. Mein Sohn hat eine Kinderarztpraxis nur zur äußersten Not von innen gesehen ( die U -Untersuchungen) und ist das gesündeste Kind im gesamten Familien- und Freundeskreis. Ich wünsche Ihnen das sie auch mal geistig gesünder werden und den richtigen Weg für sich finden.

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    • karinabutterfly sagte:

      Liebe Krista,

      Ich verstehe nicht wirklich was dein Kommentar mit den Corona-Richtlinien zu tun hat, vor allem weil der Blogbeitrag so gar nichts mit Pharma oder Ärzten zu tun hat. Wenn du für dich einen Weg in der Alternativmedizin gefunden hast, freut mich das. Für manche chronisch Kranken wie mich ist das leider keine Option. Nachdem ich allerdings auch nicht über deine Entscheidung urteile, würde ich es sehr schätzen, wenn du gleichermaßen nicht über mich urteilen würdest. (Zumal du hier auf meinem Blog bist, der meine Meinung widerspiegelt; wenn du also nicht meiner Meinung bist, bin ich sicher, dass du einen Blog zum Thema Alternativmedizin finden wirst, wo du glaube ich besser aufgehoben bist).

      Eines möchte ich jedoch gerne festhalten: Ich bin nicht ‚Pharma-gläubig‘; ich vertraue auf Wissenschaft und tatsächliche Fakten. Wenn du auf der Basis diskutieren möchtest, immer gerne. Meine Erkrankung anzuzweifeln, steht dir nicht zu und leid tun muss ich dir auch nicht. Ich kann dir versichern, ich habe meinen Weg schon vor Langem gefunden und lebe ein erfülltes Leben mit meinen Erkrankungen.

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