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Interview mit Simone Sabel, Autorin von neuem EDS-Roman “Mein Zebra und Ich”

Ein schwarz-weiß Bild von einer Frau mit blonden Haaren, die zu einem Dutt gebunden sind. Sie schaut zur Seite und trägt einen Patchworkstrickpulle und eine große, runde Brille. Sie lacht.

Simone Sabel ist Texterin, Wahlbayerin und hat an zahlreichen Büchern mitgearbeitet, darunter auch zwei Bestseller. Kürzlich veröffentlicht die Autorin ihr neues Buch “Mein Zebra und Ich”, ein Roman über eine junge Frau, die mit dem Ehlers-Danlos-Syndrom lebt. Da wollte ich natürlich sofort mehr wissen! Im folgenden Interview spricht Sabel mit mir über ihre Leidenschaft fürs Schreiben, wie die Idee für einen EDS-Roman entstand und was sie von der Protagonistin im Buch gelernt hat. 

Karina Sturm: 

Hi Simone. Schön, dass du hier bist. Erzähl mir ein bisschen was von dir. Wer bist du, was machst du so und wie bist du zum Schreiben gekommen?

Simone Sabel: 

Ich arbeite seit rund 30 Jahren in der Musikbranche und liebe es! Ich habe weder Journalismus noch Germanistik studiert, aber wann immer Texte zu schreiben oder zu redigieren waren, landete das ganz schnell bei mir, weil es einfach das ist, was ich am besten kann: Mit Sprache jonglieren. Heikle Korrespondenz, Pressetexte, Grußworte, whatever. Seit über zehn Jahren schreibe ich die Texte für das Tabaluga Blatt, die jährliche Publikation der Peter Maffay Stiftung.

Damit ist auch schon deine zweite Frage beantwortet: Das Schreiben ist mehr zu mir gekommen als ich zum Schreiben. Ich vertrete ohnehin die Auffassung, dass man im (Berufs)Leben immer das machen sollte, was man am liebsten tut, denn das kann man dann automatisch auch am besten. Wenn ich schreibe, habe ich meist gar nicht den Eindruck, dass ich arbeite – ich mache es einfach leidenschaftlich gern. Das beginnt beim banalen Tippen (ich liebe es!) und geht übers Formulieren bis hin zum Korrigieren. Ich kann ja auch kein Buch lesen ohne Stift in der Hand. Kein Buch ist fehlerfrei. Im einen findet man mehr, im anderen weniger, und ich muss die dann alle markieren, das ist wie ein Zwang.

Sturm: 

(Lacht.) Na dann werde ich dir sicher nie eines meiner Bücher schicken. Das würde mich total stressen, wenn ich wüsste, dass in einem gedruckten Buch, das ich nicht mehr ändern kann, Fehler sind. Aber jetzt bin ich neugierig: Du arbeitest mit Peter Maffay zusammen – wie kam es denn dazu?

Sabel: 

Das ist schon ziemlich lang her … 1999, als mein Traumjob bei Virgin Records in München damit endete, dass mein direkter Chef zu den Toten Hosen nach Düsseldorf ging, hat er mir versprochen, was Passendes für mich zu finden – und das war dann die Assistenzstelle für Peter Maffay. Peter und ich als Chef und Assistentin, das hat nicht wirklich lange funktioniert, genauer gesagt ein knappes Jahr. Aber wir mögen und schätzen uns. Und als dann ein paar Jahre später sein zweites Begegnungen-Projekt mit Künstlern aus aller Welt an den Start ging, hat er mich wieder ins Team geholt. Seitdem sind wir auf freiberuflicher Basis immer in Verbindung geblieben, auch als ich nach Neubeuern bei Rosenheim gezogen bin und die tägliche Fahrt (100 km einfach) ins Tutzinger Büro zu weit war. Jetzt, wo meine Tochter schon 12 ist und manchmal selbstständiger als mir lieb ist, arbeite ich wieder einmal wöchentlich in Tutzing, was wirklich toll ist!

Sturm: 

Hach, immer wenn ich Peter Maffay höre, bin ich zurück in meine Kindheit versetzt. Ich habe damals Tabaluga auf und ab gehört. Habe sogar heute noch ein paar Songs in der Playlist. Gab es noch andere Projekte mit Maffay? Und überhaupt: an welchen Buchprojekten hast du in der Vergangenheit gearbeitet?

Sabel:  

Das erste Buch, an dem ich aktiv mitgearbeitet habe, war „Der 9. Ton“ von Peter Maffay. Es folgte ein Sachbuch zum Thema Ernährung („Wenn Abnehmen zur Nebensache wird“) und mehrere Interview-Bände (u. a. mit Margot Friedländer, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Pater Nikodemus Schnabel). Sehr spannend aber auch ziemlich nervenaufreibend war ein Buch über Freddie Mercury („My Friend Freddie“) von seinem Video-Regisseur Rudi Dolezal. Ausschließlich Spaß hatte ich mit den beiden Kinderbuch-Bestsellern „Anouk, die nachts auf Reisen geht“ und „Anouk, dein nächstes Abenteuer ruft“, an denen ich gemeinsam mit Peter Maffay und seiner Lebensgefährtin Hendrikje Balsmeyer gearbeitet habe. Und last but not least gibt es auch noch einen zweiten, eigenen Roman von mir: „Ich dreh mich um dich“ – die wahre aber nicht alltägliche Geschichte einer Geliebten.

Sturm: 

Und wie kam es dann zu deinem Interesse an EDS? Das Thema ist nicht unbedingt die offensichtliche Wahl, oder? Was war Deine Motivation, „Mein Zebra und ich“ zu schreiben? Und erzähl mal kurz, worum es im Buch geht. 

Sabel: 

Es war das zweite Mal, dass eine Geschichte mich gefunden hat, und nicht umgekehrt. Es fing damit an, dass ich mit einer Bekannten telefoniert habe: Nina Vogel. Damals wusste ich nicht so viel über sie – sie ist die Ex-Frau meines früheren Chefs und hat zudem meine Website gestaltet. Aber wir kamen ins Gespräch, weil sie an diesem Tag schlecht drauf war und ich das überhaupt nicht von ihr kannte. Sie erzählte von ihrer Diagnose und dem unfassbar langen Weg dorthin … und ich fand das alles – vor allem in Kombination mit ihrem unzerstörbaren Optimismus – so außergewöhnlich, dass die Idee eines Romans entstand. In der Folge haben wir uns öfter getroffen und viel besser kennen gelernt, ich habe Dinge aus ihrem Privatleben erfahren, die dann auch Eingang in die Geschichte gefunden haben.

Es ist also zum größten Teil eine wahre Geschichte aus Ninas Leben – an manchen Stellen ein wenig angepasst oder verändert, was Schauplätze angeht, aber sie gibt einfach das wieder, was sich ereignet hat und wie es ihr ergangen ist. Ganz wichtig: Das Buch ist nicht irgendwie traurig oder depressiv – ganz im Gegenteil! Nina ist ein lebensfroher, lustiger Mensch, und das soll auch so rüberkommen, das war ihr ganz wichtig.

Sturm: 

Also ist mein „Mein Zebra und ich“ eigentlich ein Roman, aber irgendwie auch eine Biografie, oder?

Sabel: 

Nina und ich waren uns sehr schnell einig, dass es genau dieses Genre werden sollte: eine romanhafte Biografie. Denn sie selbst hatte nach „leichter Lektüre“ zu dem Thema gesucht – oder anders gesagt: Nach einer Geschichte, in der sie sich wiederfinden kann, und in der die Krankheit zwar thematisiert aber dennoch nicht sachlich behandelt wird. Mal ganz abgesehen davon, dass ich überhaupt nicht qualifiziert wäre, ein Sachbuch zum Thema zu schreiben. Das hätte dann zumindest enorm viel Recherche-Arbeit und/oder die Mitarbeit eines Mediziners erfordert.

Sturm: 

Na, das Sachbuch habe ich dann schon mal übernommen. (Lacht.) Und ich stimme dir zu, wenn über EDS sachlich geschrieben wird, dann muss das gut recherchiert sein, weil Fehlinformationen den Betroffenen letztlich nur schaden würden. Sind denn in dem Buch auch allgemeine Informationen zum Krankheitsbild?

Sabel: 

Kaum – und wenn, dann nur sehr laienhaft. Symptome werden durchaus öfter beschrieben, aber jemand, der sich informieren möchte über Behandlungsmethoden, Ursachen etc., der ist bei diesem Buch nicht richtig.

Sturm:

Erzähl mir ein bisschen vom Produktionsprozess. Wie lange hast du an dem Buch geschrieben?

Sabel:  

Diese Frage kann ich immer schwer beantworten … ich würde sagen drei, vier Monate.

Buchcover mit einem Karusselzebra. Schrift: Mein Zebra und Ich. Das hat auch nicht jeder! Roman. Simone Sabel.
Buchcover „Mein Zebra und Ich“

Sturm:  

War es denn schwierig, über so ein komplexes Thema wie EDS zu schreiben?

Sabel: 

Überhaupt nicht – aber das liegt daran, dass es eben kein Sachbuch ist und auch keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit in irgendeiner Form erhebt. Wie ein Betroffener sich fühlt oder fühlen kann, wie der lange Weg zur Diagnose aussieht, wie die Umwelt sich verhält etc. wurde mir ja sozusagen aus erster Hand berichtet. Wir haben wirklich sehr viele Gespräche geführt, und Nina hat auch Kapitel für Kapitel kritisch gelesen und manchmal auch korrigiert, wenn etwas unlogisch war oder auch nicht zu ihrer Person gepasst hat.

Sturm:

Was hast du von diesem Buchprojekt gelernt?

Sabel:

Nicht so sehr vom Buchprojekt als vielmehr von Nina als Person selbst: Dass Glück immer Ansichtssache ist und eine sehr individuelle Empfindung. Ich bin einfach sehr beeindruckt von ihrer Haltung und würde mir manchmal auch für mich selbst wünschen, dass ich das Leben in allen Facetten so annehme kann wie sie.

Sturm:  

Hattest du beim Schreiben irgendein übergeordnetes Ziel? Oder was möchtest du mit dem Buchprojekt erreichen?

Sabel:

Nun, zunächst mal ist es für mich ein zweiter Roman, der mich wieder einen Schritt weitergebracht hat in meiner Tätigkeit als Autorin. Gemeinsam mit Nina hoffe ich zudem, ein Buch geschaffen zu haben, das vielen Betroffenen das bietet, was Nina damals gesucht hat: Unterhaltung, in der man sich wiederfinden kann.

Sturm: 

Was ist die Message, die die Leser*innen als Takeaway vom Buch mitnehmen sollen?

Sabel:

Glück ist Ansichtssache! Ich weiß, ich hab leicht reden … aber auch für mich ist das Leben nicht immer einfach, ich muss ich zum Beispiel mit diversen Ängsten rumschlagen. Oft denke ich dann an Nina und daran, wie sie mit ihrem Schicksal umgeht und versuche, mich ein wenig in Demut zu üben.

Sturm: 

Das stimmt wohl, wobei ich es schwierig finde, da überhaupt Vergleiche zu ziehen, weil am Ende das eigene Päckchen ja trotzdem am schwersten wiegt und man auch nie weiß, wie es dem Gegenüber wirklich geht. Klar, schlechter geht immer und so, und es ist gut eigene Privilegien zu kennen, aber gleichzeitig finde auch, dass man als chronisch kranke/behinderte Person nicht immer glücklich sein muss oder vielleicht auch kann. Aber auch ich finde es wichtig mein Leben so glücklich wie möglich zu führen. Ist aber nicht immer leicht. Liebe Simone, zum Abschluss noch eine letzte Frage: Was kommt denn jetzt als nächstes? Welche Projekte stehen für die Zukunft an?

Sabel:

Sowohl ein eigenes Buch als auch wieder die Mitarbeit an einem großen neuen Projekt – aber über beides kann ich noch nicht reden J. Eine Sache, in der ich schon mittendrin bin: „Mein Zebra und ich“ gemeinsam mit einer Kollegin ins Englische zu übersetzen. Das macht wahnsinnig Spaß, und wir sind auch schon sehr weit. Der englische Text gefällt mir fast besser als der deutsche – jetzt würde ich nur noch gerne einen Verlag finden, der „The Zebra in the Room“ im englischsprachigen Raum veröffentlicht … Drück mir die Daumen!

Sturm:

Das mache ich! Danke für das nette Gespräch! 

Wollt ihr mehr über Simone erfahren? Hier geht’s zur Website

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