Wie Fotografie mir half das Schöne im Leben mit der Krankheit zu sehen
von Manuela Schneider.
Es gibt sie, diese dunklen Tage.
Wir chronisch erkrankten Menschen kennen sie alle. Wir verstecken sie und überspielen sie, denn wenn wir zu deutlich zeigen, wie es uns wirklich geht, belasten wir unser Umfeld. Die Menschen die uns Zuneigung entgegen bringen, leiden dann unnötig mit. Und irgendwann steckt man in dieser Rolle, alles zu überspielen. Die Einen glauben nicht, wie schlecht es uns geht und die Anderen sollen es nicht mitbekommen.
Und diese paradoxe Situation läßt uns plötzlich in Dunkelheit zurück, wo man neben sich steht, sich von Weitem beobachtet, wie einen fremden Menschen.
Was hilft dann? Jeder muß das selbst für sich heraus finden. Mir hat es geholfen zu versuchen wieder Schönes zu sehen. Es gelang mir zuerst nicht. Zu gefangen war ich in dem täglichen Schmerz/Tabletten/Doktor/Therapien Ablauf. Dann fing ich in der Reha an, Fotos mit dem Handy zu machen, vom Park, von Eichhörnchen und Blumen, um sie meinem Mann und Freunden zu senden. Mehr und mehr habe ich bewusst Fotomotive gesucht und dadurch die Augen für Schönes zu öffnen begonnen und auch wieder mehr wahr genommen.
Irgendwann ließ der Hass auf meinen eigenen Körper so weit nach, dass ich sogar Fotos von mir selbst zugelassen habe. Nein! Ein chronisch kranker Mensch fühlt sich bei Weitem nicht oft attraktiv.
Man nimmt sich nicht mehr so wahr wie früher. Die Tabletten lassen einen aufgedunsen wirken. Weniger Bewegung, weil mehr Schmerzen bedeutet oftmals einen Kampf gegen unerwünschte Kilos. Frustleckereien helfen da natürlich nicht gerade. Traurig ist, man sieht was man nicht mehr kann, nicht mehr ist und nicht mehr als hübsch empfindet. Und leider strahlt man das auch aus. Komplimente nimmt man nur noch mit Skepsis wahr. Wie können andere einen attraktiv finden, wenn man sich selbst nicht mehr mag?
Irgendwann habe ich meinen Mut zusammen genommen und Bilder machen lassen. Und zwar dort, wo ich in meinem Element bin: in der Pionier-Western-Szene in Arizona. Es ist wichtig, dass die Menschen sehen, dass auch Kranke schön sind, ihr Lachen vielleicht sogar strahlender, weil eben seltener. Außerdem schaffen Bilder Erinnerungen!
Die Moral von der Geschicht ist: Etwas Kreatives zu schaffen, hilft. Nicht unbedingt die Hobbies anstreben, die man vor der Krankheit so toll gemacht hat. Das hinterläßt nur Frust, weil es eben nicht mehr so gut geht. Neue Wege suchen, ganz bewußt, denn nach einer chronischen Krankheitsdiagnose ist man ja auch ein neuer Mensch, eine andere Person. EINE PERSON MIT ANDEREN, NEUEN POTENTIALEN!
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